Eine echte Erfolgsgeschichte
Jene relativ bescheidene Ausstellung, die zum ersten Mal am 15. März 1998 in Komorn (Slowakei) eröffnet wurde, gab dem Publikum eine Kostprobe der unterschiedlichen Arten von Volkstracht in den ungarischen Landschaften der Slowakei, dargestellt mit Hilfe von in Volkstracht gekleideten Puppen. Die Ausstellung, immer mehr und mehr erweitert, begann ihren Wanderweg durch die Slowakei und Ungarn, präsentierte sich in Brünn und auf der EXPO 2000 in Hannover. Im Folgenden gebe ich Ihnen eine kurze Information über den Entwicklungsweg dieser Ausstellung, von der Idee bis zu deren Verwirklichung. Die Vorgeschichte begann vor mehr als 20 Jahren. Die Initiative ergriff die (in der Zwischenzeit bereits aufgelöste) ungarisch-sprachige Wochenzeitschrift in der Slowakei „Nõ”, die dazu aufgerufen hatte, die Volkstrachten der ungarischen Regionen in der Slowakei an Hand von Puppen vorzustellen. Einige Puppen wurden kurz danach angefertigt, die Begeisterung ließ jedoch bald nach. Das lange Schweigen durchbrach schließlich eine kleine begeisterte Gruppe unter der Leitung von Frau Eszter Szobi Kerekes. Sie beschloss, eine umfangreiche Sammlung von in Volkstracht gekleideten Puppen zusammenzustellen. Ein konkreter Impuls dafür war die Internationale Tagung der Kindergartenpädagogen in Stuhlweissenburg (Székesfehérvár/Ungarn) im Jahre 1996; dort gab es eine solche Puppenausstellung des Museums Kézdivásárhely (Siebenbürgen/Rumänien). Zu Hause begann die kleine Gruppe um Frau Szobi diesen Gedanken unter den ungarischen Pädagogen zu popularisieren. Der erste Schritt war ein Vortrag auf der Tagung des Bundes der Ungarischen Pädagogen in der Slowakei über die Volkstracht der einzelnen Landschaften. Eine der Referentinnen war die Volkskundlerin Frau Margit Méry; als einzige (in führender Position angestellte) ungarische Forscherin des Volkskundlichen Instituts der Slowakischen Akademie der Wissenschaften erforschte und publizierte sie jahrelang die verschiedenen Volkstrachten der ungarischer Landschaften. Die andere Referentin war eine Hobby-Volkskundlerin, Frau Mária Jókai, die zu diesem Thema in der Zoborgegend gesammelt und publiziert hatte. Die Organisatoren wollten möglichst viele Pädagogen für diese Tätigkeit gewinnen; sie beauftragten Frauen, die die Volkstracht der konkreten Region gut kannten, damit, die Puppenkleider zu nähen. In der ersten Ausstellung (dank dem Kulturinstitut der Ungarischen Republik in Pressburg) wurde bereits eine Anzahl von Exemplaren mehrerer Volkstrachten präsentiert. Die Puppen-Körper wurden von dem Verein Folkart Hungary für Volkskunst und Hausgewerbe in Budapest hergestellt). Zu der Ausstellung gehörten auch Volkstracht-Puppen, die nach dem Aufruf der Zeitschrift „Nõ” entstanden waren. Nach dieser ersten Präsentation ging die Ausstellung auf Wanderschaft und erreichte beim Publikum einen unerwartet großen Erfolg. Dies trug wesentlich dazu bei, die Begeisterung am Leben zu halten. Unter dem inspirierenden Einfluss der nachfolgenden Präsentierungen wurde der Grundstock um immer weitere Puppen bzw. Volkstrachtgruppen erweitert. Heute kann sich das Publikum 11 Landschaftseinheiten, 29 Volkstrachtgruppen und 41 ländliche Volkstrachten anschauen. Ein besonderes Verdienst der Ausstellung ist, dass durch die imitierten kleinen Puppenfamilien nicht nur Männer- und Frauentrachten, sondern auch Kindertrachten vorgestellt werden. Bei mehreren Landschaftseinheiten wird außerdem präsentiert, wie sich die Frauen einst ihre Säuglinge angebunden hatten und wie diese angezogen waren. Die Ausstellung ist in erster Linie mit dem Dorf Búcs verbunden, denn Frau Eszter Szobi war von Anfang an die Seele dieser Initiative. Hier wurde die Vereinigung für Kultur und Tourismus gegründet, unter deren Schirmherrschaft die (an die Ausstellung knüpfende) Konferenz „Emese-Herrenhof-Tage” jährlich organisiert wird. Diese Veranstaltung sorgt für regelmäßige Kontakte zwischen Pädagogen, Schneiderinnen, Gewährspersonen und anderen Leuten, die zur Verwirklichung und Erweiterung dieser Ausstellung beitragen.Es kommt nur sehr selten vor, dass eine Ausstellung keine neue Rekordmarke erreicht. Es ist fast unglaublich, dass sich die Besucher diese Ausstellung mit ihrer einzigartigen Kollektion bereits 150 Mal anschauten! So kann die Geschichte der Ausstellung wirklich eine wahre Erfolgsgeschichte genannt werden! Sie haben wirklich dauerhafte Werte zustande gebracht; mit ihrer Wanderausstellung haben sie das einzig wirkliche Ziel einer Ausstellung erreicht: unsere Kultur, die Volkstracht der ungarischen Landschaftseinheiten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wir hoffen, dass auch das nächste Ziel erreicht werden kann: für die Ausstellung einen ständigen Ort zu finden. Wie ich Frau Szobis Enthusiasmus kenne, können wir sicher sein, dass bald auch dieses Ziel in Erfüllung geht.
Ilona L. Juhász
Ethnologin
Ethnologin